Migration der Waldrappe
So kannst Du dir die menschengeleitete Migration der Waldrappe vorstellen. Ein Bericht über die Migration 2018:
Die erste Etappe von Hödingen am Bodensee nach Andelsbuch in Vorarlberg ist perfekt gelungen.
Die Ziehmütter Anne und Corinna sind ein eingespieltes Team und haben nach mehreren Jahren Waldrapp-Aufzucht die nötige Ruhe und Erfahrung, um die Vögel bestmöglich auf sie zu prägen. Seit dem Ausschlüpfen im April kümmern sich die beiden jungen Frauen täglich um ihre Schützlinge, füttern sie, spielen mit ihnen und liebkosen sie.
Um den Zugvögeln ein Leben in Freiheit und die Wiederansiedelung der bereits als ausgestorben geltenden Vögel zu ermöglichen, wird ihnen in ihrem ersten Lebensjahr die Zugroute in ein Überwinterungsgebiet gelernt. Da sie keine Vogeleltern haben, die Ihnen die Route zeigen könnten, übernehmen das ultraleichte Flieger in Form von Motorschirm-Trikes. Walter hat als erfahrener Pilot diese Herausforderung vor 11 Jahren gerne angenommen und die Fluggerät auf das Fliegen mit Waldrappen adaptiert. Mit dem großen NOVA Bigmax kann er doppelsitzig die 40km/h der Waldrappe dauerhaft fliegen. Ein Propellerkäfig mit Rundumschutz gewährt den Vögeln den nötigen Schutz, fliegen sie doch oft so nahe am Fluggerät, dass Walter die Flügel spürt.
Beim Flugtraining am Bodensee hat es sich schon gezeigt. Die Waldrappe haben eine sehr gute Bindung an ihre Ziehmütter. Bereits nach wenigen kleinen Hopsern, konnte Walter mit einer der Vogelmamas am Co-Pilotensitz Flüge von 20-30km durchführen.
Am 15.08.2018 ist es schließlich so weit: die meschengeführte Migration der Waldrappe zu ihrem Wintergebit in Orbetello in der italienischen Toskana startet. Um 9 Uhr hebt Walter mit seinem XCitor mit Vogelflug-Spezialausstattung ab, der Projektleiter Dr. Johannes Fritz gleich hinterher. Die Vögel folgen wie am Schnürchen und drehen nur manchmal einen Kreis in der Thermik und fliegen dann wieder zuverlässig nach. Nach genau 2h Flugzeit landen alle wohlbehalten am designierten Landeplatz in Andelsbuch.
Die Volière wird aufgebaut und die Vögel gefüttert. Sehr hungrig sind sie nicht – sie müssen sich erst daran gewöhnen unter freiem Himmel zu schlafen, Straßenlärm und menschliches Treiben in der Ferne mitzubekommen.

Wie geplant sind die Waldrappe mit Walter gestern, Sonntag 19.08.2018, zur zweiten Etappe aufgebrochen. In der zunächst nur schwachen Thermik haben sie die Aufwinde der Berghänge ausgenützt und sind dann in die Thermik eingestiegen. „Es war fantastisch, mit den Vögeln weit über die nötige Höhe in der Thermik aufzudrehen – die Vögel konnten gar nicht genug bekommen davon und drehten bis in die Wolke hinein!“, so Walter. So lief der Flug bis Nauders wie am Schnürchen.
Die dritte Etappe führte am 21. August vom Reschenpass zum Aeroporto Thiene. Die 190 km lange Strecke konnten die Motorschirm-Trikes mitsamt aller Waldrappen in weniger als 4 Stunden zurücklegen. Obwohl ein Steinadler versuchte die Waldrappe zu attackieren, ließen sich die Vögel nicht davon abbringen dem Fluggerät brav zu folgen. Damit ist der halbe Weg der Migrationsroute geschafft und mit 29 Vögeln erfolgreich die Alpen überquert!
Bei brütender Hitze haben Walter/Corinna und Johannes/Anne mit allen Waldrappen den Flugplatz Thiene erreicht.
190km und 3h45Minuten. Absolute Rekordzeit!
Südöstlich von Trento haben bereits Gewitterwolken aufgebaut, 1 Stunde später wäre die Passage dicht und das Ziel nicht mehr erreichbar gewesen.
Noch in keinem Jahr zuvor, sind die Waldrappe dermaßen zuverlässig mitgeflogen.
23.08.2018. Der Start der 4. Etappe ist erfolgte bereits um 7.45, um die lange Strecke bei günstigem Wind bestreiten zu können.
Nachdem alle Vögel von den Ziehmüttern mit Sendern versehen wurden und die Fluggeräte bereitstanden, werden die Motoren gestartet und Walter gab das Startzeichen. Corinna und Anne öffneten die Tore der Volière und riefen die Vögel: „Auf geht’s Waldis! Heute fliegen wir!“ Die Waldrappe flogen heraus und zogen ihre Kreise. Die Ziehmütter liegen zu den Fluggeräten und setzten sich auf den Co-Piloten-Sitz. Anschnallen und los geht’s!
Wie an den Tagen zuvor, scharten sich die Vögel unverzüglich um das Fluggerät und folgten.
Das Überfliegen der Poebene war anfangs windbegünstigt möglich, im 2. Abschnitt herrschte nur wenig Gegenwind. Die Vögel folgten problemlos mitfliegen, der Appenin zum Schluß die Schlüsselstelle vor der Landung in Borgo San Lorenzo (Flugplatz Collina). 200km Luflinie!
Pünktlich, eine gute Stunde vor dem ersten Donner, sind Walter mit Anne und Johannes mit Corinna in Borgo San Lorenzo, am Flugplatz Collina gelandet. Danach schüttete es in Strömen, blitzte und donnerte!
Deswegen der frühe Aufbruch und der kurze Tankstopp am Flugplatz Sesto Imola, Gli Aironi.
Die berechnete Flugdauer von 5h wurde heute wieder unterboten: 225km in 4h25!
Die Apenninüberquerung lief hervorragend!

27.08.2018 Je nachdem, ob Nebel oder gute Sicht herrschte, sollte der Start der letzten Etappe ins Wintergebiet Laguna di Orbetello um 7.45 erfolgen. Aufgrund der Niederschläge der letzten Nacht und heute Vormittag könnte der Nebel die Vögel und die Fluggeräte am Boden halten. Aufgrund der Niederschläge der letzten eineinhalb Tage, mussten war mit Nebel zu rechnen. Doch der starke, kühle Nordwind und die gute Sonneneinstrahlung tagsüber, arbeiteten für das Waldrappteam: Kein Nebel rund um Borgo San Lorenzo in Sicht. – der Start konnte um 8.00 erfolgen. Die letzte und längste Etappe ins Wintergebiet stand am Programm.
Jedoch haben uns die Waldrappe mal wieder gezeigt, dass sie ihren eigenen Kopf haben und wollten an diesem Tag wohl nicht weiterfliegen. Nach mehreren gescheiterten Versuchen, die Jungvögel zu motivieren, flogen alle wieder zurück zum Flugplatz und das Waldrappteam verbrachte noch eine Nacht am Flugplatz Collina.
28.08.2018 Wir sind im Wintergebiet angekommen, gemeinsam mit 29 Waldrappen!!!!! Die 13. Migration insgesamt und die 5. Migration im Rahmen des LIFE Projektes ist sehr erfolgreich abgeschlossen. Der Finale Flug war spannend, einmal zogen die Vögel ab und wir mussten landen um sie zu sammeln; dann hatten wir noch eine Zwischenlandung zum Tanken und schließlich war im Wintergebiet „sportlicher“ Wind. Aber es ist alles gut verlaufen. Flugstrecke 249 km in 5:19 Stunden.
THE BEST HUMAN-LED MIGRATION EVER SINCE!!!!

Unter folgendem Link kannst Du ldie livetracks der geflogenen Route anschauen:
http://www.livetrack24.com/user/TeamHolzmueller/track